Google+ Julias Buchblog: Rebecca Gablé - Der dunkle Thron

Samstag, 12. Oktober 2013

Rebecca Gablé - Der dunkle Thron

Der dunkle Thron
Rebecca Gablé
ISBN 9783431038408


Der junge Nick of Waringham muss erleben, wie sein Vater in den Verließen von König Henry VIII. stirbt, angeblich, weil er verbotene, ketzerische Bücher las, in Wahrheit aber, weil er im Besitz eines Geheimnisses war, das die Scheidung des Königs von Katharina von Aragon gefährden könnte. Verständlich, dass Nick danach nicht sonderlich gut auf den König zu sprechen ist, zumal er sich auch abgesehen von seiner Trauer um den Vater in einer schwierigen Lage befindet, denn Waringham ist in argen Finanznöten, Teile der heimischen Burg sind einsturzgefährdet und gierige Verwandte machen ihm sein Erbe streitig. Da passt es ganz schlecht, dass ihn Königin Katharina darum bittet, sich um ihre Tochter Mary zu kümmern. Aber die unbeugsame Prinzessin imponiert ihm, und ihre gemeinsame Treue zum katholischen Glauben sorgt für ein weiteres Band in einem Land, das für die Launen und Liebschaften des Königs in die Wirren der Reformation gestürzt wird. Diese Freundschaft kann Nick allerdings teuer zu stehen kommen, denn Widerstand gegen den König und seine neue Glaubenslehre werden nicht geduldet...

Nachdem ich von Wölfe und Falken so begeistert war, haben mir mehrere Leute dieses Buch empfohlen, denn auch da wird die klassische Perspektive ignoriert und zur Abwechslung mal Mary Tudor (also Bloody Mary, die als Königin hunderte „Ketzer“ hinrichten ließ) als Sympathieträgerin gezeichnet. Leider ist dies so ziemlich das Gegenteil der Cromwell-Biographie: ein seichter historischer Roman, zwar flüssig geschrieben, aber mit den üblichen Kitsch-Mittelalter-Bildern überfrachtet. Die Tudors dienen über weite Strecken nur als Staffage, viele historische Ereignisse werden ausgelassen, nur beiläufig erwähnt oder sehr eigenartig dargestellt. Henry VIII. wird als böser Tyrann im Hintergrund beschrieben, Mary als eigentlich edel und gut, die nur durch die ständige Misshandlung durch ihren Vater radikalisiert wird - eine differenzierte historische Betrachtung sähe nun wirklich anders aus. Auch der Protagonist ging mir also Leser sehr bald auf die Nerven. Mit hohem moralischem Anspruch verurteilt er den wankelmütigen König und die kriecherischen Höflinge, dabei wird er selbst seinen eigenen Maßstäben keineswegs gerecht. Er ist aufbrausend, hochmütig und egoistisch, und selbstverständlich ist es bei ihm etwas ganz anderes, wenn er sich von seiner ersten Frau scheiden lassen will, um die schwangere Geliebte heiraten zu können! Dass dieser Protagonist angesichts derartiger Doppelmoral über mehr als 900 Seiten konstant als Held gezeichnet wurde, ließ das Buch noch länger scheinen, als es ohnehin schon war.

Fazit: ein historischer Roman, der alle Vorurteile gegen dieses Genres bedient: seicht, klischeehaft, ahistorisch und überlang...

5 Kommentare:

  1. Also ein typischer Gable-Roman, könnte man sagen. Kitsch, Klischees, Schwarz-Weiß-Malerei und, was mich an ihren Büchern mittlerweile besonders nervt, ständig moralisierend. Ich habe zwar auch einige Bücher dieser Autorin im Regal stehen - nochmals lesen würde ich sie aber nicht. Wer eines ihrer Werke kennt, kennt im Prinzip alle.

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    1. Ich habe bisher um Gablé-Romane einen großen Bogen gemacht - offenbar aus gutem Grund. Aber schon Cover und Klappentexte fand ich bisher derart klischeehaft, dass es mich nie gereizt hat, eines dieser Bücher näher anzusehen. Wenn mir dieses Buch nicht von mehreren Seiten wärmstens empfohlen worden wäre, hätte mich die Aufmachung auch hier abgeschreckt. Na ja, in Zukunft traue ich wieder meinem Instinkt ;-)

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  2. Oh, gut zu wissen. Mir wurden immer wieder Gablé-Romane ans Herz gelegt, aber ich blieb skeptisch. Nun weiß ich: Zurecht.
    Moralisierendes mag ich nun gar nicht, ich kann selbst denken...

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  3. Gut zu wissen, da kann ich meinen Bogen um die Bücher ja noch erweitern. Bisher habe ich nur Gutes von ihr gehört, aber selbst haben mich die Bücher zum Kauf noch nicht gereizt.

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  4. Lest mal Hiob von Gablé und Hiob von Roth. Dann seht ihr den Unterschied. Wobei: Hiob von Gablé scheint mir ihr bestes Buch zu sein!

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