Google+ Julias Buchblog: Katherina Ushachov - Zarin Saltan

Montag, 6. November 2017

Katherina Ushachov - Zarin Saltan

Zarin Saltan
Katherina Ushachov
ISBN 9781975775254


Anna führt ein recht ruhiges Leben zwischen ihrem Slawistikstudium und dem Aushilfsjob als Kellnerin in einem russischen Restaurant, bis ihre Freundinnen auf die Idee kommen, sie bei einer Datingshow im Fernsehen anzumelden. Als der erfolgreiche Geschäftsmann Viktor dann tatsächlich sie auswählt und die beiden kurz darauf heiraten, könnte Anna nicht glücklicher sein. Doch Neid und Missgunst zerstören die Idylle und Anna ist am Boden zerstört. Zumindest bis ein putziges Tierchen auftaucht...

Märchenadaptionen finde ich als literarisches Genre etwas schwierig, denn Märchen sind meist mit Kindheitserinnerungen behaftet und allzu oft passen die eigenen Vorstellungen nicht zur neuen Geschichte. Dieses Problem hatte ich diesmal nicht, denn wie wohl die meisten deutschen Leser kannte ich das Originalmärchen nicht. Das ist auch nicht wirklich nötig, man kann "Zarin Saltan" sehr gut ohne Vorkenntnisse genießen. Die Geschichte von Anna und Viktor liest sich flüssig und ist trotz der Romanze erfrischend unkitschig. Die Märchenelemente sind klar erkennbar und weitgehend international verständlich. Und ich finde die Idee großartig, die Adaption aus der Sicht der Zarin zu erzählen, die in der Vorlage nicht zu Wort kommt. Einzige Schwachstelle: auch wenn Märchen naturgemäß eher kurz sind, hätte ich mir an der einen oder anderen Stelle noch mehr "Substanz" gewünscht, denn manche Dinge entwickeln sich doch arg schnell. Gerade Tanja und Sabrina bleiben als Figuren ziemlich blass, es ist nicht wirklich ersichtlich, warum sie Annas engste Freundinnen sind, denn ihr Verhalten ist weder liebe- noch respektvoll. Diese Russland-fixierte Blase, in der sich eigentlich alle Figuren bewegen, ist für Leser ohne Migrationshintergrund doch etwas schwer nachvollziehbar. Andererseits macht gerade diese Fremdheit die Lektüre von Zarin Saltan nicht nur zu einem vergnüglichen Zeitvertreib, sondern auch zu einem Augenöffner für die unterschiedlichen Formen und Probleme solcher Parallelgesellschaften. Mehr dazu und sonstige spannende Infos über das Buch gibt es übrigens in einem Interview mit der Autorin hier. Und wer noch etwas mehr über die niedliche Fee erfahren will, findet hier eine reizende Kurzgeschichte.

Fazit: eine gelungene Märchenadaption, die auch ohne Kenntnisse des Originals viel Lesevergnügen und eine ausnehmend putzige Fee bietet.

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